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Die Vögel sind los in der Elstaler Tagespflege
Vier Wellensittiche sind in die Tagespflege im Seniorenzentrum Elstal eingezogen. Sie begleiten die Seniorinnen und Senioren durch ihren Tag mit gemeinschaftlichen Aktivitäten.Die Vögel sind los in der Tagespflege im Immanuel Seniorenzentrum Elstal. Im Februar sind die Wellensittiche Hansi, Peter, Susi und Lotte in das helle Wohnzimmer eingezogen und erfreuen die Tagesgäste mit ihrem bunten Gefieder und munteren Gezwitscher. "Die Namen haben die Gäste ausgesucht. Sie hatten früher fast alle selbst mal Wellensittiche, die so hießen", sagt die Leiterin der Tagespflege, Nadine Scerra, und fügt ein wenig stolz hinzu: "Für eine Tagespflege sind eigene Vögel etwas Besonderes."
Die Liebe zu Gesang und Geselligkeit teilen die blau-weißen und gelb-grünen Sittiche mit den Seniorinnen und Senioren. Im Kreis sitzend und mit Liederbüchern auf den Knien singen die 70- bis 90-Jährigen mit Vorliebe alte Volkslieder. Ob im "Frühtau zu Berge", "Kommt ein Vogel geflogen" oder "Muss i denn zum Städtele hinaus" – bei den seit Kindertagen vertrauten Strophen und Melodien können auch diejenigen mitsingen, die sich sonst mit dem Erinnern inzwischen schwerer tun.
Zeit in Gemeinschaft verbringen
Auch eine Abwandlung von Federball – sich Luftballons mit Fliegenklatschen gegenseitig zuspielen und in der Luft halten –, ist beliebt bei den Gästen der Tagespflege. Genauso wie ihre Gymnastikübungen auf großen Sitzbällen, schult das Spiel Koordination und Beweglichkeit und sorgt für jede Menge Heiterkeit und Gemeinschaftsgefühl. Beim Shuffleboard ist Fingerspitzengefühl gefragt. Jeder ist mal damit dran, die kleinen Holzscheiben über das Board und durch kleine Tore zu schubsen. Obwohl er auf einem Auge nur noch zehn Prozent Sehkraft hat, zeigt Edmund Kronshage bei dem Präzisionsspiel besonders viel Geschick.
"Den Tag in Gemeinschaft zu verbringen, sich mit anderen auszutauschen, eine Partie Mensch ärgere dich nicht zu spielen und gemeinsam zu essen, tut unseren Gästen einfach gut", sagt Nadine Scerra. Sie kocht meist selbst für die Tagesgäste, fragt nach Wunsch- und Lieblingsgerichten und bezieht die Seniorinnen und Senioren mit ein, indem diese am Tisch in der geräumigen Küche Gemüse schnibbeln oder einen Kuchenteig mit anrühren.
Ausflüge zum Erdbeerhof
Auch Ausflüge macht die Gruppe gern. Bei Karls Erdbeerhof war sie seit der Eröffnung der Tagespflege im August 2019 bereits zwei Mal, im Havelpark kaufen die Gäste gemeinsam Gemüse ein. Im Frühling soll es zum Pferdehof in Brieselang gehen und ein Ausflug zu den Tieren im Erlebnispark Paaren ist ebenfalls geplant.
Irmgard Hönes kommt seit Anfang Januar zweimal in der Woche in die Tagespflege. Wenn der nächste Pflegegrad anerkannt wird, möchte sie gern dreimal kommen. "Ich genieße die Gemeinschaft. Denn obwohl meine Kinder, Enkel und Urenkel alle ebenfalls in Wustermark wohnen und sich rührend um mich kümmern, bin ich tagsüber allein. Ich bin seit sieben Jahren Witwe und auch meine alten Freundinnen, mit denen ich tagsüber gern mal telefoniert habe, sind verstorben", sagt die 87-Jährige. "Hier in der Tagespflege verstehen wir uns alle gut, wir werden gut versorgt und passen aufeinander auf."
Erholung im Ruhezimmer
Auch Hans-Jürgen Schlüter tun die Stunden in der Tagespflege gut. Der gebürtige Elstaler sitzt im Rollstuhl, in den zittrigen Händen knetet er Gummibälle – der 71-Jährige leidet seit 20 Jahren an Parkinson. In der Tagespflege bleibt er aktiv. Das ist dem früheren leidenschaftlichen Fußballer und Fußballtrainer wichtig. Das Sprechen fällt ihm schwer, doch wenn der ehemalige Lokheizer sich an Geschichten von früher erinnert, blitzen seine dunkelbraunen Augen verschmitzt auf und sagen mehr als 1.000 Worte.
Wer nach den Aktivitäten am Vormittag und nach dem Mittagessen müde ist, kann sich auf einem der vier Betten im Ruheraum ausstrecken oder im Wohnzimmer im Ruhsessel dösen und dabei dem Vogelgezwitscher lauschen. "Wir richten uns ganz nach den Bedürfnissen unserer Gäste", sagt Nadine Scerra.